Darmspiegelung bei CED Erkankung

Was ist eine Darmspiegelung? Und was passiert bei einer Darmspiegelung?

Darmspiegelung: Was ist das und was passiert dabei?

Die wichtigste Untersuchungsmethode zur Beurteilung des Darms ist die Darmspiegelung, in der Fachsprache auch als Koloskopie oder Colonoskopie bezeichnet. Für Patienten mit anhaltenden, unklaren abdominellen Beschwerden wie Durchfällen, Blut im Stuhl, Bauchschmerzen oder Gewichtsverlust gehört daher eine Darmspiegelung unbedingt zur Erstdiagnostik, um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) überhaupt erst nachweisen zu können. Außerdem stellt eine Koloskopie die wichtigste Methode zur Früherkennung von gefährlichem Darmkrebs dar.

Ein auf Gastroenterologie spezialisierter Arzt untersucht dabei den Darm mit Hilfe eines schlauchartigen Instruments, dem Endoskop. Ausgehend von den befallenen Darmabschnitten und Auffälligkeiten der entzündeten Areale kann eine Darmspiegelung zudem helfen, zwischen beispielsweise einer Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn-Erkrankung zu unterscheiden.

Was passiert bei einer Darmspiegelung?

Bei einer Darmspiegelung wird ein circa 1 cm dickes Endoskop durch den After in den Dickdarm eingeführt und vorsichtig bis zum Übergang des Dickdarms zum Dünndarm (Ileozökalklappe bzw. terminales Ileum) vorgeschoben. Dann wird das Endoskop langsam wieder unter Sicht über eine Kamera zurückgezogen und währenddessen die Schleimhaut des Darmes genau betrachtet (siehe in Abbildung 1.1).

Ablauf der Darmspiegelung

Grundsätzlich gilt, dass sich Patienten für die Vorsorgeuntersuchung sicher zwei bis drei Tage Zeit nehmen sollten. Denn bevor eine Koloskopie durchgeführt werden kann, muss der Darm gründlich gereinigt werden. Der Eingriff ist anstrengend für den menschlichen Körper, daher ist es wichtig, sich auch anschließend ausreichend Ruhe zu gönnen.

1. Informationsgespräch

In einem Vorsorgegespräch informiert ein Gastroenterologe den Patienten über die Vorteile und Risiken einer Koloskopie und über mögliche Alternativen. Männer haben in Deutschland ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig ein Anrecht auf Aufklärung sowie auf die Darmspiegelung, Frauen ab einem Alter von 55 Jahren.

2. Vorbereitung

Damit bei der Untersuchung die Schleimhaut des Darms möglichst gut beurteilt werden kann, ist es wichtig, dass der Darm so sauber wie möglich ist und keine Verdauungsreste die Sicht behindern. Deshalb muss der Darm vorbereitet und durch Abführmaßnahmen von möglichen Verschmutzungen gereinigt werden. Dies geschieht mit Hilfe von abführenden Medikamenten am Vortag der Untersuchung sowie über das Trinken einer mineralhaltigen Lösung. Der behandelnde Arzt berät vorab und verschreibt dem Patienten die erforderlichen Abführmittel. Zudem ist es hilfreich, in den drei Tagen vor der Untersuchung auf schwer verdauliche Kost und kernhaltiges Obst (zum Beispiel Weintrauben) zu verzichten.

3. Betäubung

Das Hochführen des Endoskops durch den Dickdarm wird sehr häufig als unangenehm empfunden, daher erhalten die Patienten vor der Koloskopie entweder eine Kurznarkose oder ein Beruhigungsmittel (Sedoanalgesie), damit sie nichts von dem Eingriff merken. Die Patienten sind nach der Beruhigungsspritze oder Betäubung entspannt und können sich später nicht an die Darmspiegelung erinnern. Bis zu 24 Stunden nach der Sedierung dürfen die Patienten weder mit dem Auto fahren, noch am Verkehr teilnehmen oder Maschinen
bedienen. Sie sind während dieser Zeit auch nicht geschäftsfähig.

4. Untersuchung

Der Arzt führt das Endoskop durch den After des Patienten ein und schiebt dieses durch den Darm. Beim Zurückziehen des Schlauchs wird die Darmschleimhaut ganz genau betrachtet (siehe in Abbildung 1.1).

Das verwendete Instrument besteht aus einem optischen System mit einer Lichtquelle, das die Bilder aus dem Inneren des Darms auf einen Monitor nach außen überträgt. Der Arzt kann damit während der Untersuchung entzündete oder vernarbte Schleimhautareale, Geschwüre (Ulcerationen) oder Schleimhautverdickungen (Polypen) sowie Engstellen im Darm (Stenosen) sehen und dem Darm zudem Gewebeproben entnehmen.

Diese Gewebeproben werden dann nach speziellen Färbungen feingeweblich untersucht. Der Gastroenterologe kann hierbei Aussagen darüber treffen, ob die Schleimhaut akut oder chronisch entzündet ist, ob Zellveränderungen oder bösartige Gewebeareale zu finden sind oder ob sich Crohn-typische Veränderungen wie Granulome feststellen lassen. (Ein Granulom (Lateinisch: „Körnchen“) ist eine entzündungsbedingte und knotenartige Gewebeneubildung aus Epitheloidzellen, mononukleären Zellen oder auch Riesenzellen. Es entsteht oftmals als Reaktion auf idiopathische, allergische oder infektiöse Prozesse.)

Zudem können im Rahmen einer Darmspiegelung mit Hilfe des Endoskops auch kleinere Eingriffe wie beispielsweise die Entfernung von Polypen durchgeführt werden. Dies ist insbesondere für die Krebsvorsorge wichtig. Da sich in der oberen Schleimhaut des Darms keine Schmerzrezeptoren befinden, sind sowohl die Entnahme von Gewebeproben als auch die Entfernung von Polypen für den Patienten nicht schmerzhaft.

5. Nachsorge

Nach dem Eingriff sollten Patienten sich auf jeden Fall Ruhe gönnen und nur langsam wieder ausgewogene und feste Nahrung zu sich nehmen, sofern überhaupt möglich. Hat der Arzt während der Koloskopie Polypen entfernt, so erfolgt zur Kontrolle drei bis fünf Jahre später erneut eine Darmspiegelung. Bei Krebs werden sofort behandelnde Maßnahmen getroffen. War der Patient vollkommen beschwerdefrei, so wird dieser erst zehn Jahre später zur nächsten Spiegelung geladen.

Fragen rund um die Darmspiegelung

  1. Wie lange dauert eine Darmspiegelung und wie muss ich mich darauf vorbereiten?
    Eine normale Darmspiegelung dauert etwa 20-30 Minuten und wird meist ambulant durchgeführt. 
     
  2. Kann ich mit einer Darmspiegelung den gesamten Darm beurteilen?
    Nein. Im Rahmen einer normalen Koloskopie lassen sich Veränderungen im Dickdarm feststellen – da das Endoskop aber nur maximal bis zum terminalen Ileum reicht, sind im Rahmen dabei große Teile des Dünndarms nicht einsehbar. Entzündliche Veränderungen oder Engstellen im Dünndarm (z.B. bei einem Morbus Crohn) werden bei der Koloskopie nicht erfasst. Bei Verdacht auf krankhafte Veränderungen im Dünndarm müssen daher andere Verfahren (z.B. bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie, die Kapselendoskopie oder eine spezielle Dünndarm-Spiegelung) in Betracht gezogen werden.
     
  3. Wie oft brauchen Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen im Verlauf ihrer Erkrankung eine Darmspiegelung?
    Dies ist individuell verschieden und hängt vom Krankheitsverlauf und auftretenden Komplikationen ab. Zunächst einmal erfolgt eine Darmspiegelung im Rahmen der Erstdiagnostik sowie beim Auftreten von neuen Beschwerden zur Beurteilung der Ausdehnung und des Schweregrades der Entzündung.
    Im langfristigen Verlauf sind regelmäßige Darmspiegelungen jedoch auch bei beschwerdefreien CED-Patienten zur Vorsorge gegen Darmkrebs wichtig. Insbesondere Patienten mit einer Colitis ulcerosa brauchen regelmäßige Kontroll-Endoskopien, um Krebs-Vorstufen frühzeitig zu erkennen und entfernen zu können. Der behandelnde Arzt berät zu den je nach Befallsmuster und Erkrankung unterschiedlichen aktuell gültigen Empfehlungen.

Abbildung 1.1: Die Abbildung wurde mit freundlicher Genehmigung des Südwest Verlags aus folgendem Buch entnommen: „Was passiert im Darm“ von Frau Prof. Dr. med. Seiderer-Nack, © 2014 Südwest Verlag, ISBN 978-3-517-08959-1

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