Schwangerschaft und Morbus Crohn

Während Colitis ulcerosa offenbar die Fruchtbarkeit nicht beeinflusst, kann bei Morbus Crohn die Fortpflanzungsfähigkeit während eines akuten Schubs oder bei hoher Krankheitsaktivität vermindert werden. Dass sich ein Kinderwunsch in diesem Fall erfüllt, ist nicht unmöglich, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer als bei gesunden Personen. Auch große oder wiederholte Operationen im kleinen Becken können die Fruchtbarkeit (vorübergehend) einschränken. Trotzdem können auch Frauen mit Morbus Crohn schwanger werden und ein gesundes Baby bekommen.

Kinder gehören für viele Menschen zu einem perfekten Lebensplan dazu. Aber wie sieht es damit aus, wenn man eine chronisch entzündliche Darmerkrankung hat? Für Morbus Crohn- oder Colitis ulcerosa-Betroffene stellen sich bei der Familienplanung folgende Fragen:

  • Kann man mit einer CED überhaupt eigene Kinder bekommen?
  • Ist die Darmerkrankung erblich?
  • Kann das Kind gestillt werden?
  • Wie wirkt sich eine Schwangerschaft auf die Erkrankung aus?

Es gibt viele Fragen rund um das Thema Kinderwunsch. Der Gastroenterologe oder der Frauenarzt beraten in diesem Fall zu den individuellen Möglichkeiten und Risiken.


Veränderte Fruchtbarkeit bei CED

Während Colitis ulcerosa offenbar die Fruchtbarkeit nicht beeinflusst, kann bei Morbus Crohn die Fortpflanzungsfähigkeit während eines akuten Schubs oder bei hoher Krankheitsaktivität vermindert werden. Dass sich ein Kinderwunsch in diesem Fall erfüllt, ist nicht unmöglich, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer als bei gesunden Personen. Auch große oder wiederholte Operationen im kleinen Becken können die Fruchtbarkeit (vorübergehend) einschränken. Trotzdem können auch Frauen mit Morbus Crohn schwanger werden und ein gesundes Baby bekommen.

Neben einer verminderten Fruchtbarkeit in den Schubphasen der Crohn Erkrankung gibt es keine Hinweise darauf, dass die Arzneimittel für chronisch entzündliche Darmerkrankungen die Fortpflanzungsfähigkeit der Frauen beeinflussen. Bei Männern kann sich jedoch die Spermienqualität durch bestimmte Medikamente verschlechtern, was unter Umständen zu verminderter Zeugungsfähigkeit führt. Dieser Effekt ist jedoch umkehrbar: Wird die Therapie nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt geändert, normalisiert sich die Situation meistens wieder.


Gibt es den optimalen Zeitpunkt für eine Schwangerschaft bei CED?

Diese Frage lässt sich eindeutig bejahen: Liegt der Beginn der Schwangerschaft innerhalb einer aktiven Krankheitsphase, ist das Risiko für eine frühzeitige Geburt oder ein vermindertes Geburtsgewicht beim Säugling erhöht. Wird das Kind hingegen in einer Phase ohne Beschwerden (Remission) gezeugt, ist es möglich, davon auszugehen, dass die Schwangerschaft so wie bei gesunden Frauen verläuft und in den meisten Fällen ohne Komplikationen bleibt. Eine beschwerdefreie Zeit ist demnach optimal, um schwanger zu werden und den gemeinsamen Kinderwunsch zu erfüllen. Dennoch ist es wichtig, sich bewusst zu sein, dass sich während der Schwangerschaft die Gefahr erhöht, einen Schub zu bekommen.


Kinderwunsch bei Morbus Crohn – wie kann der Arzt helfen?

Ein gemeinsames Gespräch mit einem Gastroenterologen hilft, sich optimal auf die Schwangerschaft vorzubereiten. Folgende Fragen sind vorab zu klären, wenn bei Morbus Crohn- oder Colitis ulcerosa-Patienten ein Kinderwunsch besteht:

  • Wie hoch ist die momentane Krankheitsaktivität und welche Medikamente sind
  • vor, während und nach der Schwangerschaft möglich und nötig?
  • Ist eventuell eine notwendige Operation vorzuziehen, um sie nicht während der
  • Schwangerschaft durchführen zu müssen?
  • Wie sehen die Laborwerte aus?
  • Ist ein Eisenmangel vorhanden, der behoben werden muss?
  • Sind hormonelle Störungen auszugleichen?
  • Ist ein Gewichtsverlust aufzuholen?


Wie bei allen Frauen mit Kinderwunsch ist die Einnahme von Folsäure schon ab 4 Wochen vor der Zeugung zu empfehlen. Aber aufgepasst, ein Vitamin-B-12-Mangel kann die Umsetzung von Folsäure hemmen. Der Frauenarzt oder der Gastroenterologe werten daher in jedem Fall die Laborwerte der Patientin aus, um einen Nährstoffmangel vor und auch während der Schwangerschaft rechtzeitig festzustellen und mögliche Maßnahmen zu treffen.
 
Bei ungeplanter Schwangerschaft besteht kein Grund zur Panik, denn die aktuelle Therapie ist kurzfristig entsprechend anpassbar. Medikamente, die das Kind gefährden könnten, werden gewöhnlich Frauen im gebärfähigen Alter nicht verordnet – zumindest nicht, ohne über das Risiko zu informieren und eine sichere Empfängnisverhütung zu empfehlen.
 

Ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung erblich?

Die Sorge, die Erkrankung eventuell zu vererben, sollte die Familienplanung nicht behindern. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben eine genetische Komponente. Inzwischen sind zahlreiche Stellen im Erbgut bekannt, die mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa im Zusammenhang stehen. Aber man weiß auch, dass nicht die Gene alleine für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sind. Sogenannte „Risikogene“ sind lediglich eine Grundlage für eine erhöhte Bereitschaft zur Krankheitsentwicklung.

Das Risiko, dass das Kind von Betroffenen erkrankt, ist gering. Statistisch gesehen sind bei Colitis ulcerosa zwei, und bei Morbus Crohn fünf von 100 Kindern betroffen, wenn ein Elternteil erkrankt ist. Die Wahrscheinlichkeit steigt jedoch, wenn beide Eltern oder andere Verwandte ebenfalls eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung haben. Die Mehrzahl aller Patienten hat jedoch keine Familienmitglieder, die an einer chronischen Darmentzündung erkrankt sind.
 

Wie verhält sich die Krankheit während der Schwangerschaft?

Der Verlauf hängt mit der Krankheitsaktivität zu Beginn der Schwangerschaft zusammen. Startet die Schwangerschaft in einer beschwerdefreien Phase, ist die Wahrscheinlichkeit, einen Schub während der nächsten 9 Monate zu bekommen für schwangere und nicht schwangere Patientinnen in etwa gleich.

Das Risiko für einen Schub steigt allerdings, wenn die Krankheitsaktivität bei der Zeugung erhöht ist. Der Wunsch, die Schwangerschaft so natürlich wie möglich zu erleben und das Kind vor schädlichen Einflüssen zu schützen, ist sehr verständlich. Daher ist oft der erste Gedanke, alle Medikamente abzusetzen, um das Kind nicht zu gefährden. Letztendlich kann aber eine unkontrollierte Entzündung eine größere Gefahr für das Ungeborene darstellen: Ein Schub kann das Risiko für eine Frühgeburt oder ein niedriges Geburtsgewicht erhöhen.

Wichtigstes Ziel ist es daher, auch während der Schwangerschaft die beschwerdefreie Phase (Remission) zu erhalten oder einen Schub zu behandeln. Welche Therapie dazu geeignet ist, entscheidet die Patientin gemeinsam mit dem behandelnden Arzt. Viele Medikamente für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind bereits lange auf dem Arzneimittelmarkt erhältlich und Fachgesellschaften sowie Datenbanken unterstützen kontinuierlich die behandelnden Ärzte und schätzen dementsprechend das mögliche Risiko für die werdende Mutter und das ungeborene Kind in Bezug auf die Medikamenteneinnahme ein.


Ist eine normale Entbindung möglich?

Auch diese Frage kann nur individuell und gemeinsam mit dem behandelnden Gastroenterologen, dem Frauenarzt sowie dem Geburtshelfer entschieden werden. Sind beispielsweise der After und Enddarm entzündet, wird normalerweise eher zu einem Kaiserschnitt als zu einer vaginalen Geburt geraten. 

Ob Colitis ulcerosa- oder Morbus Crohn-Patientinnen nach der Geburt stillen dürfen, hängt davon ab, welche Therapien nach der Geburt zum Wohl der Mutter eingesetzt werden. Auch in dieser Phase sollte die Remission erhalten und mögliche Schübe therapiert werden. Einige Wirkstoffe nimmt das Neugeborene jedoch eventuell über die Muttermilch auf.

Schwangerschaften können den weiteren Verlauf der chronischen Erkrankung positiv beeinflussen. Die Lebensqualität der Patienten kann gesteigert sowie langfristig die Zahl nötiger operativer Eingriffe vermindert werden.

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